Marion Messina

Die Entblössten

Auch wenn es heisst, dass die Handlung in ein paar Jahren in der Zukunft spielt, ist einem die Welt, die Marion Messina beschreibt, sehr bekannt. Prekarisierung, der Verlust jeglicher Resilienz, wachsende Ungleichheit, Vereinzelung, Digitalisierung ... Der Unterschied zur heutigen Realität ist, dass eine Regierung an der Macht ist, die auf zynische, kaltschnäuzige und letztendlich todbringende Art auf die Proteste der Bürger und Bürgerinnen reagiert.

In knappen Sätzen, in skizzierten Bildern, ein wenig holzschnittartig, versetzt uns Messina in das Leben von hauptsächlich drei Protagonist:innen, von denen uns nicht so viel trennt. Sie denkt die herrschenden politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Tendenzen ein paar Schritte weiter und hält uns voll Wut eine wahrscheinliche Zukunft vor Augen.

Es ist nicht einfach, sich durch den Text zu lesen. Denn da ist tatsächlich keine Hoffnung übrig geblieben. Weder auf eine Selbstheilung der Gesellschaft noch auf eine Veränderung durch Protest und Widerstand. Und trotzdem lohnt es sich, das Buch zu lesen. Es ist wichtig, sich immer wieder bewusst zu sein, auf welchem Vulkan wir uns befinden. cn

Klappentext:

Mit hellsichtiger Schärfe erzählt Marion Messina vom gesellschaftlichen Pulverfass, auf dem wir alle sitzen. Die alleinerziehende Lehrerin Sabrina stösst einen ihrer Schüler gegen die Wand. Und fragt sich später, wohin das System sie getrieben hat. Der parismüde Literaturwissenschaftler Paul gibt die Hoffnung auf einen prekären Job an der Uni auf und wird Fleischer in einem Grosssupermarkt in der Ardèche. Seinen Freund Aurélien, Kastanienbauer in siebter Generation, zwingen die staatlichen Auflagen indes langsam in die Knie. Als der öffentliche Selbstmord eines Studenten zum Symbol aller Missstände wird und die Armee auf die protestierenden Massen schiesst, stehen alle drei vor der Frage: In welcher Zukunft wollen wir leben – und zu welchem Preis?

Über die Autorin / über den Autor:

Marion Messina wurde 1990 in Grenoble geboren. Sie studierte zuerst Politik- und dann Agrarwissenschaften mit dem Vorhaben, später auf einem Bauernhof zu leben. Stattdessen begann sie als freie Journalistin für verschiedene Medien zu arbeiten und veröffentlichte ihren von der Kritik gefeierten ersten Roman Fehlstart, der 2020 bei Hanser erschien.

Claudia Kalscheuer, 1964 geboren, studierte Romanistik, Linguistik und Philosophie. Sie übersetzte u.a. Marie NDiaye, Nastassja Martin, Laurent Mauvignier, Sylvain Prudhomme und Alexander von Humboldt. 2002 erhielt sie den André-Gide-Preis, 2010 zusammen mit Marie NDiaye den Internationalen Literaturpreis vom Haus der Kulturen der Welt. Claudia Kalscheuer lebt in Arles und Berlin.

Preis: CHF 31.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2024 (2023)
Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-28014-4
Masse: 176 S.

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